Donnerstag, 4. Juli 2013
Busdriver - Beaus$Eros
Wenn "Beaus$Eros" (wird "bows and arrows" ausgesprochen) etwas
erstklassig kann, dann die Durchkreuzung der Pläne all jener Menschen,
die sich die Veröffentlichung wegen den alles an die Wand spielenden
Flows von Busdriver anhören wollen. Es ist nun nicht unbedingt so, als
wenn der über-alternative Rapper aus Los Angeles die Offenlegung seines
Raptalents komplett verweigert, dennoch ist sein Interesse an der
Ausstellung brillant eingerappter Takes merklich gering. Den Hauptanteil
der CD verbringt Busdriver stattdessen mit leidenschaftlichem Singen
und stöhnendem Herumsummen, was dem ein oder anderen Hörer Toleranz
abfordern dürfte. Seinem Status als Vorzeige-Avantgardist der Hip Hop
Szene gerecht werdend, versucht es der Mann ständig mit mutigen wie
kreativen Grenzübertretungen, verkriecht sich nicht hinter bekannten,
tausendmal eingespielten Mustern, fordert dafür Gelüste vom Konsumenten,
die sich keineswegs in Begriffen der Sorte Probierwillen und
Entdeckerlust erschöpfen. So richtet sich "Beaus$Eros" nicht einmal
wirklich an die Musikliebhaber, denen Experimentierfreudigkeit in
ungewöhnlich hoher Dosis nichts ausmacht, sondern an solche, die den
Geist des Ausprobierens als Standard einer Platte voraussetzen. Obwohl Busdriver mit dem zuständigen belgischen Knöpfedrücker Loden nur
Kontakt über die elektronische Post hatte, ist das Album als Ergebnis
Harmonie pur. Das verwundert erheblich, denn in Anbetracht der Tatsache,
dass man hier wilde Tanzparkett-Uptempo-Disko-Basteleien und zerfranste
Schneckentempo-Keyboardmelodien nebeneinanderstellt, ist die
Herstellung eines harmonischen Ganzen nicht gerade als
Selbstverständlichkeit zu begreifen. Allerdings ist der Langspieler
nicht das erste Werk, welches die Einheitlichkeit aus der vermeintlichen
Disharmonie zieht, und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte
sein wird. Wie es mit CDs von Busdriver halt so üblich ist, bleibt ihre
analytische Vermessung ein schwerer Akt, den jeder unbedingt selbst
vornehmen sollte. Meine Wenigkeit kann sich mit vielen Tracks sehr gut
anfreunden, doch von Fesseln und Faszinieren kann keine Rede sein.
Super Black: Voice Of The Voiceless
Laut Mr. D.E. soll das Album der Versuch sein, Hip Hop wieder mit Inhalt
zu füllen und vor allen Dingen zurück auf die Straßen zu befördern,
allerdings nicht um egoistische Positionen zu vermarkten, sondern den
Geist der jungen Menschen zu schärfen und das Gemeinschaftsgefühl zu
stärken. Wenn auch "Super Black: Voice Of The Voiceless" deshalb
wahrscheinlich das persönlichste und ambitionierteste Release vom Mann
aus Sacramento geworden ist, leiden seine zwischen Unterhaltung und
Anspruch pendelnden Songs leider an unterschiedlicher Qualität, die
dafür sorgt, dass die eher miese zweite Hälfte etwas separiert da steht.
Hierdurch ist die Platte in einem Stück schwer genießbar, zumal das
nichtssagende Grundmotiv der monotonen Pianomusik am Anfang, im
Mittelteil und ganz hinten nach einigen Hördurchgängen so ziemlich auf
den Senkel geht. Bis auf die Tatsache aber, dass es weder wie aus einem
Guss klingt noch tatsächlich durchdacht und konzeptionell klingt,
leistet sich dieses von First Degree The D.E. und Phonk Beta produzierte
Album wenige Momente, auf die man kritisierend den Finger zeigen
könnte. Den einzigartigen Vortragsstil, den er in den Jahren nach seinem
Debüt 1995 fortschreitend weiter entwickelte, und welcher seinen
Höhepunkt offenbart, wenn D.E. seiner Stimme einen metallischen Klang
verpasst, demonstriert First Degree selbstverständlich auch hier, womit
er sich von der Myriade von Rappern abgrenzt. Es sei noch darauf
hingewiesen, dass der Longplayer entgegen seinem Namen, der rassistische
Inhalte vorausahnen lässt, keine feindlichen Einstellungen propagiert
und First Degree The D.E. sich für die sogenannte racial equality ausspricht, wenngleich er mit dem Song "Listen Up, Ya Honkey!" für kleinere Kontroversen sorgte.
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
2012
Label: Fahrenheit
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
2012
Label: Fahrenheit
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