Während Dessa auf ihrem ersten Album noch zwischen Gesang und Rap
changierte, vertraut sie auf ihrem neuesten Streich auf ihre
Singfähigkeiten, auch wenn sie zweitgenannten Stil nicht vollständig
verneint. Darben muss aber niemand, wenn die Platte erst einmal
gestartet ist, denn Dessa versteht es hervorragend, ihr Organ in die von
vielen unterschiedlichen Produzenten geschaffenen Soundflächen
einzubetten. Ihre Lieder entfalten Gefühle, Gedanken und Geschichten
über ganz universelle Themenkomplexe und lassen konventionelles Hip Hop
Feeling meist vermissen. Der Widerstand gegen die Stromschwimmerei wird
jedoch nur diejenigen entgeistern, die Dessa unfair kategorisiert und
ihren Horizont falsch eingeschätzt haben. Auch die seit Jahrzehnten
aktive und einflussreiche Kritikerfigur Robert Christgau erkannte nach
Erscheinen ihres Debüts "A Badly Broken Code" das Potenzial der Dame aus
Minneapolis und kam zu dem richtigen Schluss, dass sie keine
alltägliche Gestalt im Geschäft ist, in welchem man mit coolen
Punchlines mehr Respekt einfährt, als mit Zeilen, die aus den tiefsten
Schluchten der Gedankenwelt mühsam nach oben gebracht wurden. Ihr
Songwriting, welches sich meist auf Beziehungsgeschichten bezieht,
erschafft deshalb auch die berührendsten Storytelling-Songs, die man im
Hip Hop Genre je gehört hat. Selbst bei gefährlicher Nähe zu Kitsch und
verklärten romantischen Fantasien sind diese nämlich noch ein Genuss und
bringen genug Argumente mit, dass man sich ihnen mehr als nur einmal
zuwendet. Folgerichtig erweist sich "Parts Of Speech" als
verführerischer Zeittöter, der den Druck auf die Repeattaste regelrecht
provoziert, wobei dafür neben den Texten natürlich noch die Bauelemente
des musikalischen Rahmens sorgen, der einer Verzauberung mittels
hypnotisch wirkender Beats Vorschub leistet.
Dessa - Parts of Speech
2013
Label: Doomtree
Donnerstag, 24. Oktober 2013
Beautiful Raw
Man hätte es ja wissen müssen. Nach dem musikalisch sehr imponierenden,
aber textlich relativ zahmen "So Be It" veröffentlichte das Duo nur ein
Jahr später das dritte Album und bestätigte mit "Owl" den kreativen
Abstieg, der nach ihrem legendären Erstling begann. Wer nun gedacht hat,
dass die Jungs sich dafür interessieren würden, mit dieser logischen
Kette des stufenweisen Niveauabbaus zu brechen, hat leider auf die
falschen Pferde gesetzt. Denn auf ihrem neuen Werk "Beautiful Raw" tun
die beiden Künstler wirklich alles dafür, um konform mit den Wünschen
der allgemeinen Szene-Hörerschaft zu gehen. Das heißt jedoch, zumindest
nach den ungeschriebenen Regeln des Marktes, die Musik zu verflachen,
sie übersichtlicher zu machen und überhaupt beliebiger klingen zu
lassen. Zwar zeugte schon "Owl" von einer bescheuerten
Anpassungsattitüde, zu der sich Qwel und Maker hinreißen ließen, doch
war die Entindividualisierung dort dennoch nicht so weit
fortgeschritten, dass man sagen konnte, die beiden würden nicht mehr von
ähnlichen Gruppen unterscheidbar sein. Mit "Beautiful Raw" lässt sich
allerdings ein neuer Abschnitt der Gruppenkarriere vermerken, weil die
beiden in meinen Ohren mit diesem Album die Grenze zur X-Beliebigkeit
überschritten haben. Verzichtet Qwel größtenteils auf die schwer
kryptischen lyrischen Entwürfe alter Tage, geht aber wenigstens nicht
dazu über, seine Texte komplett zurechtzudoofen, lässt Maker alles
vermissen, was sich irgendwie mit Begriffen wie Verrücktheit oder
Schlitzohrigkeit in Verbindung bringen lässt. Seine Beträge sind deshalb
fast ausnahmslos von adretter Erscheinung, aalglatt und hören sich an,
als wären sie produziert worden, um schnell wieder vergessen zu werden.
Doch enttäuscht dürfte man trotzdem nicht sein - man hätte es ja wissen
müssen.
Qwel & Maker - Beautiful Raw
2013
Label: Galapagos4
Qwel & Maker - Beautiful Raw
2013
Label: Galapagos4
Sonntag, 25. August 2013
Letters From Laika
Die im Jahr 2012 erschienene EP "Pangean Drift" wies schon daraufhin,
welchen Sound man vom Longplayer erwarten konnte. Extrem lebendige
Klangflächen, Erledigungen bestimmter Muster wie auch gleichzeitige
Entsagung an die sich ewig wiederholende Sample-Ergötzung. Das Album
löst das Versprechen freilich ein und lässt sich irgendwo zwischen einem
auf dem Experimentiertisch lange montierten Produkt und einer ohne
eines unnötigen Extragedankens aufbereiteten Platte einordnen, die keine
35 Minuten dauert, aber lyrisches und soundästhetisches Gewicht
mitbringt, das locker für zwei CDs reichen würde. Neben dem exzellenten
Songwriting gewinnt Kay die Zuhörer ebenfalls mit coolen Flows für sich,
die in den meisten Fällen ziemlich flott daherkommen und vor allen
Dingen exquisit zu den luftigeren Produktionen passen. Dank der
Live-Instrumentierung herrscht ohnehin keine Langeweile und Factors
elektrisierend-intensive Achtziger-Anlehnungen bilden in ihrer
Ausstaffierung einen Spiegel, in dem sich das bisherige Schaffen des
kanadischen Produzenten problemlos analysieren und zusammenfassen lässt;
ein Schaffen, in dem es darum geht, ohne Umständlichkeiten kreative
Freiheiten zu entwickeln, ohne auf der elitären Schiene zu fahren und
darum superindividuelle wie ultra-unkonventionelle Beats entwickeln zu
müssen. Seine Arbeiten sind deshalb auch auf "Letters From Laika" einem
schönen Gleichgewicht verpflichtet, egal ob er futuristische,
melancholische oder gar unheimlich schmissige Rapbegleitungen kreiert.
Längst ist auf der CD nicht alles perfekt und von Schmutzflecken
unberührt, doch bieten die kritikwürdigeren Elemente noch lange nichts,
wofür man sich in den Schmollwinkel zurückziehen müsste.
Kay The Aquanaut & Factor - Letters From Laika
2013
Label: Circle Into Square
Kay The Aquanaut & Factor - Letters From Laika
2013
Label: Circle Into Square
Freedom Of Speech
Eigentlich müsste "Freedom Of Speech" in aller Munde sein, denn das
zweite Album der Londoner Rapperin ist ein Feuerwerk an Emotionen. Doch
wie bei Big Dada Veröffentlichungen üblich wurde hier nicht primär auf
die Verkaufszahlen geschielt, sondern auf Qualität gesetzt, die sich
sowohl im Gesamtpaket wie auch im Detail finden lässt. Man war also
darauf fixiert, den Langspieler nicht zu trendy klingen zu lassen. Mögen
schmierig rhythmische Reize und oberflächliches Spacko-Geschwätz
verkaufsfördernd sein, in Speech Debelles Welt geht es um aufrichtige
Gefühle, weshalb einzig die Single "I'm With It" etwas von
Aufdringlichkeit besitzt. Der Rest ist betont ruhig und reduziert, die
Produktionen nie überfrachtet. Alleinunterhalter Kwes. legt schmissige
Melodien und gemächliche Gitarrenakkorde auf, die mit einer wunderbar
femininen Stimme einen Vermischungsprozess eingehen und folglich den
Soul der Texte spürbar machen. Und welch atemberaubende Intimität der
bisweilen in einer Art Flüsterton gehaltene Rap erzeugt! Es mochte 2009
noch eine große Überraschung gewesen sein, als die junge Rapperin den in
der Independent-Szene beliebten Mercury Music Prize für ihr Debüt
"Speech Therapy" entgegennahm, doch nach diesem Werk ist die Londonerin
weit mehr als nur Big Dada Nachwuchs. Der Frau eine große künstlerische
Perspektive zu bescheinigen, das fällt nicht schwer. Speech Debelles gut
aufgestelltes Lyrics-Portfolio - auf "Freedom Of Speech":
Schuldbekenntnisse, Liebesbeziehungs-Poetik, gesellschaftspolitische
Überlegungen u.v.m. - ist dabei genauso eine offenkundige Stärke wie
ihre sinnliche Stimme. Das nächste Album kann kommen.
Speech Debelle - Freedom Of Speech
2012
Label: Big Dada
Speech Debelle - Freedom Of Speech
2012
Label: Big Dada
G Is For Deep
Hip Hops Micky-Maus-Stimme Doseone testet mit "G Is For Deep" ein weiteres Mal
die Dehnbarkeit von Hip Hop und schaut, wie weit er gehen muss, um es
auf die Spitze zu treiben. Längst nicht jeder ist ihm bereit zu folgen,
doch zumindest hat er für dieses Soloalbum endlich auch seine Heimat
Anticon als Releaseplattform gewählt, womit doch wenigstens
sichergestellt sein müsste, dass die CD den ganzen
Experimentalrap-Aficionados nicht durch die Lappen geht. Denn die sind
es hier, die eine freundliche Bedienung erfahren, während der Rest sich
die Frage stellen wird, was dieser elektronische Soundkonfetti denn nun
mit Hip Hop zu tun hat. Berechtigt ist die Position der Doseone-Verweigerer durchaus, zumal das
Am-Rad-Drehen des Künstlers aus Ohio immer beklopptere Formen anzunehmen
scheint. Mit dem alten Zeug aus den Neunzigern weist "G Is For Deep"
jedenfalls kaum Schnittpunkte auf. Um auf diesem Album hundertprozentige
Raps zu hören, braucht man zwar keine guten Einbildungsfähigkeiten,
dafür aber viel Geduld. Empfehlenswert ist dennoch die Bereitschaft,
zappeligen und wurstelnden Singsang als Rap zu akzeptieren, oder sich
erst gar keinen Kopf darum zu machen, was der ehrenwerte Herr nach
allgemeingültigen Definitionen während des Entstehungsvorgangs in der
Aufnahmekabine tatsächlich getrieben hat. Rap oder Gesang - egal. Und wenn das Kunstwerk das Kind eines Künstlers
ist, so lässt sich mühelos konstatieren, dass es sich bei diesem Werk
mindestens um ein schönes Kind handelt. Ständig in psychedelischen und
surrealistischen Sphären unterwegs, übt der Soundtrack durch wummernde
Bässe und dissonanten Mischmasch eine magische Anziehung aus, der man
sich zumindest dann gerne aussetzt, wenn nicht im Einklang spielende
Instrumente nicht zu den K.-O.-Kriterien gehören. Obwohl kein
Unterstützer der Geschmackssache-Floskel, will mir kein Textende
einfallen, welches an dieser Stelle passend wäre. Deshalb bleibt mir nur
die Wahl, den Konsumenten mitzuteilen, dass die Beurteilung der hier
vorgetragenen Gesangsparade eines Nonkonformisten ganz besonders vom
soundästhetischen Geschmack jedes Einzelnen abhängt.
Doseone - G Is For Deep
2012
Label: Anticon
Doseone - G Is For Deep
2012
Label: Anticon
The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
Wenn man der populärsten Informationsquelle im World Wide Web vertrauen
kann, stellt die erste Ausgabe der dreiteiligen "Block Brochure"-Reihe
das schon fünfzehnte Soloalbum des alten Hasen aus Vallejo dar. Ich
spreche natürlich sehr vielen Meinungen Hohn, wenn ich schreibe, dass
E-40 seit Anbeginn seiner Karriere zu den langweiligsten Exemplaren an
der Westküste zählte und dass sich daran im Laufe der Zeit nicht im
Geringsten etwas geändert hat; aber da ich eine gewisse Transparenz bei
meinen Schreibergüssen unterstützen möchte, darf es kein Geheimnis sein,
welche Meinung ich über E-40 meine eigene nenne. Obwohl "Welcome To The
Soil 1" bei Unterstützern und langjährigen Hörern gut ankommen dürfte,
fällt die fidele Superfühl-Musik bei mir komplett durch. Die nicht mal
so selten von galaktischer Dämlichkeit durchzogenen Texte mit ihren
tumben Egoaufputsch-Lines und der dazugehörigen postpubertären Komik
lassen nicht nur komplett kalt, ihnen fehlt auch die musikalische
Absicherung, die normalerweise dazu dient, das Straßenrap-Gesülze
überhaupt konsumierbar zu machen. Doch in diesem kruden Matsch aus
trendiger Boom-Boom-Hip Hop-Betörung und halb gelungener
Tiefbass-Kopfnicker sucht man größtenteils vergeblich nach so etwas wie
Klasse. Manchmal sollte man einfach nur dem Cover glauben: E-40 verkauft
das Leben in der Hood als Zirkusshow. Tretet ein, und amüsiert euch.
E-40 - The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
2012
Label: Heavy On The Grind
E-40 - The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
2012
Label: Heavy On The Grind
Donnerstag, 4. Juli 2013
Busdriver - Beaus$Eros
Wenn "Beaus$Eros" (wird "bows and arrows" ausgesprochen) etwas
erstklassig kann, dann die Durchkreuzung der Pläne all jener Menschen,
die sich die Veröffentlichung wegen den alles an die Wand spielenden
Flows von Busdriver anhören wollen. Es ist nun nicht unbedingt so, als
wenn der über-alternative Rapper aus Los Angeles die Offenlegung seines
Raptalents komplett verweigert, dennoch ist sein Interesse an der
Ausstellung brillant eingerappter Takes merklich gering. Den Hauptanteil
der CD verbringt Busdriver stattdessen mit leidenschaftlichem Singen
und stöhnendem Herumsummen, was dem ein oder anderen Hörer Toleranz
abfordern dürfte. Seinem Status als Vorzeige-Avantgardist der Hip Hop
Szene gerecht werdend, versucht es der Mann ständig mit mutigen wie
kreativen Grenzübertretungen, verkriecht sich nicht hinter bekannten,
tausendmal eingespielten Mustern, fordert dafür Gelüste vom Konsumenten,
die sich keineswegs in Begriffen der Sorte Probierwillen und
Entdeckerlust erschöpfen. So richtet sich "Beaus$Eros" nicht einmal
wirklich an die Musikliebhaber, denen Experimentierfreudigkeit in
ungewöhnlich hoher Dosis nichts ausmacht, sondern an solche, die den
Geist des Ausprobierens als Standard einer Platte voraussetzen. Obwohl Busdriver mit dem zuständigen belgischen Knöpfedrücker Loden nur
Kontakt über die elektronische Post hatte, ist das Album als Ergebnis
Harmonie pur. Das verwundert erheblich, denn in Anbetracht der Tatsache,
dass man hier wilde Tanzparkett-Uptempo-Disko-Basteleien und zerfranste
Schneckentempo-Keyboardmelodien nebeneinanderstellt, ist die
Herstellung eines harmonischen Ganzen nicht gerade als
Selbstverständlichkeit zu begreifen. Allerdings ist der Langspieler
nicht das erste Werk, welches die Einheitlichkeit aus der vermeintlichen
Disharmonie zieht, und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte
sein wird. Wie es mit CDs von Busdriver halt so üblich ist, bleibt ihre
analytische Vermessung ein schwerer Akt, den jeder unbedingt selbst
vornehmen sollte. Meine Wenigkeit kann sich mit vielen Tracks sehr gut
anfreunden, doch von Fesseln und Faszinieren kann keine Rede sein.
Super Black: Voice Of The Voiceless
Laut Mr. D.E. soll das Album der Versuch sein, Hip Hop wieder mit Inhalt
zu füllen und vor allen Dingen zurück auf die Straßen zu befördern,
allerdings nicht um egoistische Positionen zu vermarkten, sondern den
Geist der jungen Menschen zu schärfen und das Gemeinschaftsgefühl zu
stärken. Wenn auch "Super Black: Voice Of The Voiceless" deshalb
wahrscheinlich das persönlichste und ambitionierteste Release vom Mann
aus Sacramento geworden ist, leiden seine zwischen Unterhaltung und
Anspruch pendelnden Songs leider an unterschiedlicher Qualität, die
dafür sorgt, dass die eher miese zweite Hälfte etwas separiert da steht.
Hierdurch ist die Platte in einem Stück schwer genießbar, zumal das
nichtssagende Grundmotiv der monotonen Pianomusik am Anfang, im
Mittelteil und ganz hinten nach einigen Hördurchgängen so ziemlich auf
den Senkel geht. Bis auf die Tatsache aber, dass es weder wie aus einem
Guss klingt noch tatsächlich durchdacht und konzeptionell klingt,
leistet sich dieses von First Degree The D.E. und Phonk Beta produzierte
Album wenige Momente, auf die man kritisierend den Finger zeigen
könnte. Den einzigartigen Vortragsstil, den er in den Jahren nach seinem
Debüt 1995 fortschreitend weiter entwickelte, und welcher seinen
Höhepunkt offenbart, wenn D.E. seiner Stimme einen metallischen Klang
verpasst, demonstriert First Degree selbstverständlich auch hier, womit
er sich von der Myriade von Rappern abgrenzt. Es sei noch darauf
hingewiesen, dass der Longplayer entgegen seinem Namen, der rassistische
Inhalte vorausahnen lässt, keine feindlichen Einstellungen propagiert
und First Degree The D.E. sich für die sogenannte racial equality ausspricht, wenngleich er mit dem Song "Listen Up, Ya Honkey!" für kleinere Kontroversen sorgte.
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
2012
Label: Fahrenheit
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
2012
Label: Fahrenheit
Mittwoch, 19. Juni 2013
People Hear What They See
Obwohl "This is hip hop"-Ausrufe und Realness-Zuschreibungen in der
Diskussion um "People Hear What They See" stark präsent sind, darf man
die neue Veröffentlichung von Oddisee nicht allein auf seine
nostalgischen Auswüchse eingrenzen. Thematisch und musikalisch setzt der
junge Produzent und Rapper nämlich eindeutig eigene Akzente, vor allem
wenn er in seinen bärenstarken Lyrics die Grenzen der Wahrnehmung
auslotet und mit verschiedenen Perspektiven spielt. Natürlich verhält
sich sein Sound Mello Music-typisch etwas zu laid back, um das Konzept
des Albums vollständig aufgehen zu lassen, doch sind die Beats
keinesfalls so sehr beschränkt, dass sie sich auch unter dem Label
"austauschbar" subsumieren ließen. Somit kann ich "People Hear What They
See" insbesondere solchen Leuten ans Herz legen, die mal wieder Lust
auf ein richtig gutes Album haben, welches ohne sogenannten
Schnickschnack auskommt.
Oddisee - People Hear What They See
2012
Label: Mello Music Group
Oddisee - People Hear What They See
2012
Label: Mello Music Group
There Is Only Today
Für dieses Release müssten dem in Toronto lebenden Produzenten und
Rapper Muneshine die Ohren lang gezogen werden. Er hat doch tatsächlich
die Eier, dem Hörer auf über 50 Minuten ein riesengroßes Nichts
anzubieten. Seine Bemühungen sind ein wildes Herumstochern auf der
Space-Taste; und Muneshine selbst ist so hoffnungsvoll zu glauben, dass
mit dieser Methode was Anständiges bei herumkommt. Weil jedoch immer
noch das klischeebehaftete Urteil existiert, alle Alben, in denen es
nicht um paarungswillige Hoes, fette Karren und schicke Klamotten geht,
seien geil, wird auch diese komplett verhunzte Veröffentlichung ihr
Publikum finden. Dabei nervt gar nicht so sehr die ständige
Selbstdarstellung des Kanadiers, als vielmehr die lustlosen und gänzlich
unerotischen Produktionen. Selbst die Zone der Durchschnittlichkeit ist
zu weit weg für den hässlichen Jazz-und-Soul-Brei, der unter anderem
von Illmind, M-Phazes, Buckwild und natürlich Muneshine selbst kommt.
Wenn Hip Hop sich nur so anhöre wie auf "There Is Only Today", also als
eine Konstruktion auftauche, in der Power und Verve fremde Begriffe
wären, gebe es nicht einmal den Stillstand, weil die Konstruktion über
kurz oder lang sterben würde. Denn die musikalische Bewegung kann nur
durch die Bewegung leben, den pulsierenden Strom der unbändigen
Leidenschaft. Mit einer dem Hörer offenbarenden Leidenschaft hat "There
Is Only Today" natürlich nicht das Geringste am Hut. Stattdessen heißen
die omnipräsenten Attribute Kalkulation und Zurückhaltung.
Muneshine - There Is Only Today
2012
Label: Droppin' Science
Muneshine - There Is Only Today
2012
Label: Droppin' Science
Monochrome Skies
Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund meint es das Schicksal nicht
wirklich gut mit "Monochrome Skies", wenn man sich mal die
rezeptionstechnischen Stimmen der Kritiker anschaut. Obwohl der zweite
Gruppenbeitrag von Hex One und Tek-nition auf klassische Strukturen
setzt, aber alles andere als ein Album von vielen ist, tendiert die
Hinweisgebung in den Internetmedien gen Null. Das ist insofern traurig,
als dass im Normalfall mit dem Scheinwerferlicht für
Innovations-Ablehner und Bumm-Tschack-Drückeberger nicht gerade gespart
wird. Doch auch wenn die beiden Emcees von Epidemic ebenfalls in diesen
bequemen Kategorien rangieren, verewigen sie sich wenigstens nicht als
unglücklich Verirrte auf den Tonspuren, sondern zeigen prächtig
fundierten Boom Bap wie man ihn sich deutlich öfter wünscht. Derweil
diese Skill-angefüllten Reimspitter hier ihr durchgehend geglücktes
Zusammenspiel zeigen und unter Beweis stellen dürfen, dass sie ihren
Mund auf dem rechten Fleck haben, sind die simpel gestrickten
Produktionen meist von einem düsteren Hauch umgeben. Der Luxemburger
Jesse James versteht es bestens, mit Streicher-Loops zu arbeiten und
obligatorische Plattenkratzersounds nicht nervig klingen zu lassen, was
unter anderem auch zu gelungenen Oldschool-Parallelitäten führt und
Nineties-Fans wie Schnitzel freuen lässt. "Monochrome Skies" ist auch
deshalb schon noch eine Ausgabe der Music-To-Chill-To-Variante, die
jedoch, ungeachtet ihrer ausgiebigen Wiederholung in Form von insgesamt
19 Songs, bis zum Schluss sehr viel Spaß bereitet. Der Grund hierfür
liegt in der Konzentration der Highlights am Ende des Outputs, während
die Platte am Anfang allerdings noch etwas vor sich hin wurschtelt.
Epidemic - Monochrome Skies
2012
Label: Mic Theory
Epidemic - Monochrome Skies
2012
Label: Mic Theory
Samstag, 15. Juni 2013
Trophies
Der knappe Titel nimmt Bezug auf die in der Gesellschaft grassierende
Krankheit, jeden Erfolg wie einen Pokal auszustellen, um das persönliche
Geltungsbedürfnis zu befriedigen und um der Welt mitzuteilen, was man
erreicht hat. Das Credo der Gruppe lautet an dieser Stelle einfach:
Nicht ausruhen und angeben, sondern aktiv bleiben! Man kann sich auf
jeden Fall schlechtere Verteiler von Messages vorstellen, als O.C. aus
dem Altherren-Sektor, dem man auf "Trophies" die Leidenschaft und den
Spaß an Rap auch 18 Jahre nach seinem Debüt anmerkt. Powervoll flowt er
über soulige, nicht selten energische Produktionen von Jungstar Apollo
Brown, dem Hoffnungsträger sämtlicher Boom Bap Fanatiker. Gibt man sich
mit simplen Loop-Techniken zufrieden, kann man auf dem Langspieler eine
Menge Highlights entdecken. Dennoch muss sich das Album dafür
kritisieren lassen, im Bereich der Beats nicht über das starre Kopieren
von Mustern hinauszukommen. Apollo Browns künstlerisches Vorgehen
verstärkt zwar den nostalgischen Touch, doch produziert bzw. stärkt es
die gleichen Eingrenzungen, die schon einem großen Haufen anderer
Neunziger-Jahre-Orientierungsalben etwas vom Potenzial stibitzten: der
variationsarme Produktionsstil und die darauf aufbauende, auch heute
noch beliebte Straight Rap-Mentalität.
Apollo Brown & O.C. - Trophies
2012
Label: Mellow Music Group
Apollo Brown & O.C. - Trophies
2012
Label: Mellow Music Group
Skelethon
Die Rahmenbedingungen vor dem Release von "Skelethon" kamen mir nicht
gerade verheißungsvoll vor, sollte das Album doch über die Firma
Rhymesayers rauskommen, ein Label, bei welchem der Großteil der Künstler
regelrecht darauf versessen ist, Realness-Schrott aus der Konserve als
progressive Musik auszugeben. Wie das im Leben mit vorschnellen
Befürchtungen so ist, flachen diese bei kleinsten Hoffnungsschimmern
auch schon wieder ab. Die erste Single "Zero Dark Thirty" hatte nämlich
mit einer bloß vorgetäuschten Progressivität nicht viel zu tun, Aesop
wirkte auf dem hektischen Beat regelrecht so, als ob er das Genre am
liebsten in ein neues Zeitalter transferieren würde, was selbst am Text
in gewisser Hinsicht zu erkennen war, da der New Yorker in diesem Stück
das Rapbusiness einer kritischen Überprüfung unterzog. Auch wenn sich die Erwartungen nach der Single mit dem präsentierten
Inhalt auf dem Album nicht millimetergenau decken, leistet sich
"Skelethon" keinen einzigen Wertungssenker in Trackform, und ist sowieso
ein Werk, in das man sich eigentlich nur verlieben kann, obwohl es
durchgängig mit intellektualisierten Textzeilen beladen ist. Das
Geheimnis von Aesop Rock fand man sowieso seit jeher in der Verformung
des Traditionellen, des Erweiterns des eigenen sowie des Hip Hop
spezifischen Radius. Jedoch lag ihm schon immer das Bedürfnis fern, auf
gesetzte Traditionen und Wegmarken des Genres vollständig zu verzichten.
Deshalb ist Mister Bavitz ein Mann des Vergangenen, des Jetzt und des
noch Folgenden. Seine Beliebtheit bei Szenekennern wird nicht abebben, bis Aesop sich
dazu entschließt, standardisierte Genrestrukturen nicht mehr ernst zu
nehmen. Käme es einmal dazu, wäre es schade, denn wie der Mann auf
diesem Album komplexes Gedankengut aneinanderhängt, mit welcher Lust und
mit welchem Trieb er auf minimalistischen, Skelett-artigen Drumsets die
Übermacht seiner Raprhythmik repräsentiert, ist für meine Begriffe
einmalig.
Aesop Rock - Skelethon
2012
Label: Rhymesayers
Aesop Rock - Skelethon
2012
Label: Rhymesayers
The Rebellion Against All There Is
Dass seine ersten zwei Alben feuchte Träume für Boom Bap-Muffel sind,
ist wohl alles andere als eine steile These. Darüber, dass auf duften
Synthiebrettern getragene jugendhafte Lyrik über Hustlen und Pimpen
mindestens einen Klassiker-Status bedeutet, herrscht in der Szene
bekanntlich ein strenges Kopfnicken. Allerdings verkauft Mac Mall schon
längst keine feuchten Träume mehr, weshalb er heute unter einem herben
Reputationsverlust leidet, wie nicht wenige Westcoastrapper, die in der
Erntezeit des Gangstaraps ihre heißeste Phase hatten. Doch kommen wir
zur Sache: "The Rebellion Against All There Is" ist im Grunde so
entbehrlich wie jedes andere Album des Rappers aus Vallejo. Wer jedoch
"Thizziana Stoned & Tha Temple of Shrooms" und "Da U.S. Open" mit
Mac Dre gehört hat, darf aufatmen und durchaus Freudesprünge machen. Das
liegt einerseits an der teilweisen Entbanalisierung der Texte,
andererseits an vergleichsweise ordentlichen Produktionen von Khayree,
die ohne die Bay-typischen Zappelphilipp-Orgasmen auskommen. Pfiffigen
Menschen, denen der Titel Vermutungen über die Integration von
politischen Inhalten entlockt, sei mitgeteilt, sich auf der richtigen
Fährte zu befinden, schließlich trägt Mac Mal politischen und
gesellschaftlichen Themen tatsächlich Rechnung. Allerdings fällt die
Verarbeitung des verlogenen American Dream erwartungsgemäß oberflächlich
denn fundiert aus. Ungeachtet dieser seltsamen Suche nach Relevanz und
sonstiger bedeutungsloser Texte unterhalten insbesondere einige hübsch
anzuhörende Beats. Federleichte Fingerschnipp-Instrumentals und
zurückhaltende Bounce-Bomben hier, beeindruckende Bass-Quietscher sowie
Drum'n'Bass-Experimente dort - Khayree muss sich auf keinen Fall
schämen.
Mac Mall - The Rebellion Against All There Is
2012
Label: Young Black Brotha
Mac Mall - The Rebellion Against All There Is
2012
Label: Young Black Brotha
The Birthwrite LP
Gewiss besagt ein krummer Kodex, dass man Debütanten nicht so hart
anpacken sollte wie erfahrene Künstler, da sich die Newcomer schließlich
in einem Stadium der Identitätsfindung und Erfahrungssammlung befänden,
deshalb nur eine rücksichtsvolle Auseinadersetzung zum besten Urteil
kommen könnte. Wie man die Sache nun angeht, ist jedem sein Bier. Nur
sollte der ersten professionellen Gesamtarbeit einer künstlerisch
tätigen Person keine falsche und falsch begründete Herzensgüte zukommen,
womit wir schon beim Kern sind, meiner Meinung zu "The BirthWrite LP"
von RationaL. Der einladende Sound aus besinnlichen Strings und organischen
Percussions, genau wie das gleichzeitige Weglassen jedes Klimbims,
entwirft zugegebenermaßen eine feine Bühne für RationaLs Reime, die sich
beinahe ausschließlich mit ernsthaften Themen beschäftigen. Und doch
ist das Konzept ein wenig zu simple-minded, die Textur mehr eine dürftig
präsentierte Phrase denn Ergebnis eines tiefen Denkprozesses.
Geschichten erzählend und seine Person reflektierend, hat RationaL
freilich meine Sympathien auf seiner Seite, doch dass er auf seinem
Erstling in kein Fettnäpfchen tritt, hat seine Ursache in der
Einstellung des Rappers. Sein Vertrauen in die abgeschmackte Rezeptur
scheint so groß zu sein, dass er gar keinen Gedanken daran verschwendet,
auch mal eine andere Platte auflegen zu lassen. Um wieder etwas an die
Anfangssätze heranzutreten, muss ich feststellen, dass im Falle von "The
BirthWrite LP" eine Herzensgüte, die die Bewertung beeinflussen würde,
übrigens nicht bloß aufgrund ihres total irrationalen Charakters nicht
passe, sondern auch wegen der Anforderungen. Gerade das Einstandsalbum
gilt doch als ein erstes Ausrufezeichen und sollte deswegen nicht für
die Ausstellung von Untugenden wie Inspirationslosigkeit und Einfalt
missbraucht werden.
RationaL - The Birthwrite LP
2012
Label: Ear Rational Music
RationaL - The Birthwrite LP
2012
Label: Ear Rational Music
C.A.R.
Nach seinem Debüt-Solo auf Anticon, dem oft sehr Lo-Fi-artigen und etwas
leer wirkenden "Family & Friends", legte der sympathische Chicagoer
Nonkonformist gleich wieder nach und setzte mit Jel und Odd Nosdam auf
ein zuverlässiges und sehr übersichtliches Team. Deren chaotische
Zusammensetzungen verschiedenster Klangmaterialien klingen dann
glücklicherweise auch nicht mehr wie die gestutzten Anstrengungen auf
dem Vorgänger, stattdessen wabert und schwabbelt es auf "C.A.R.", dass
man manches Mal meint, die Produktionen seien in der Lage, Serengeti zu
verschlingen. Dennoch kommen mir die Beats trotz ihrer experimentellen
Note sehr minimalistisch vor und divergieren auch nur in wenige
verschiedene Richtungen, sodass der Langspieler eine ungemein angenehme
und unkonventionell geartete Einheitlichkeit aufzubieten hat. Können
Stimmeffekte, ungewöhnliche Vocal Samples und außerordentlich konfuse
bis humorige Lyrics einen weiteren Beitrag zum eigenbrötlerischen
Ambiente leisten, erreicht Serengetis Performance stets die Grenze zum
Trashigen. Doch seine Raptechnik, die so plump wie erfrischend ist, sein
trockener und unbekümmerter Flow machen seine Geschichten, die in
wirklich megasimple Reimstrukturen übersetzt werden, erst richtig
königlich. "C.A.R." ist obendrein ein Hörerlebnis, welches erst nach
mehrmaligen Konsumierversuchen zünden dürfte, weil es uns ständig mit
Unberechenbarkeiten konfrontiert. Bringt man es jedoch fertig, sich auf
das Album einzulassen, kommt man aus dem Sog nicht mehr so leicht heraus
und erkennt bei sich vielleicht so etwas wie ein Suchtpotenzial für
ulkige "Have sex with a horse, reconsider divorce"-Feststellungen.
Serengeti - C.A.R.
2012
Label: Anticon
Serengeti - C.A.R.
2012
Label: Anticon
ANX
Der durchschnittliche und mit Inbrunst bei der Sache tätige Dark Time
Sunshine Hörer muss wohl ein unheimlich glücklicher Mensch sein,
schließlich sind ihm größere Enttäuschungen hinsichtlich der seit 2009
veröffentlichenden Emcee-Producer-Kombo noch nicht widerfahren, weshalb
nur der ein oder andere passionierte Brummbär in einem oder mehreren der
bisherigen vier Releases große Mängel ausmachen dürfte. Stattdessen
kullern beim Zuhören von "ANX" doch vielmehr Freudentränen die Wangen
herunter, als würde man das eigene Kind beim ersten freiwilligen Marsch
aufs Töpfchen beobachten. Wie die Vorgänger ist auch der neueste Versuch
der Gruppe aufregend, relativ frei von kalkulierten Klangschablonen und
vor allen Dingen abwechslungsreich, was das Zeug hält. In gewisser
Hinsicht stellen die in alle erdenklichen Richtungen schwingenden
Produktionen, welche mit tobenden wie charismatischen Synthies
befeuchtet wurden, mit ihrer klassischen Note wieder einmal unter
Beweis, dass man nicht rasend Konventionen zerstören und den
musikalischen Troublemaker markieren muss, um progressiven Hip Hop
inklusive eines frischen Brieschens zu machen. In der nicht abgehobenen
Welt von Dark Time Sunshine geht es schließlich auch gar nicht um die
Missachtung der Regeln und Normen, sondern um einen verständigen
Rückwärtsblick, mit dem man das Alte pflegt, sich gleichzeitig jedoch
auch um zusätzliche Komponenten kümmert und Ausschau nach trendigen
Modeerscheinungen hält. Auf die Vermischung des Klassischen mit dem Psychedelischen Bezug
nehmend, ist es deshalb voll und ganz vertretbar, die Musik der beiden
Member als Boom Bap auf Drogen zu kennzeichnen. Dass die bisherigen
Auswürfe lyrisch und beattechnisch so enorm qualitativ ausgefallen sind,
bewahrte sie letztlich auch vor den doofen "Sie möchten es doch allen
nur recht machen"-Spekulationen. "ANX" bedient zwar Pop-Geschmäcker en
masse, schafft es aber, genug Seelisches unter der Oberfläche zu
platzieren, seien es die Details in den Instrumentals oder Onry Ozzborns
Texte, welche sicherlich nicht zu den gewöhnlichsten gehören und sich
vielleicht nicht dazu eignen, in bester Feierabendstimmung in der Kneipe
zitiert zu werden, die aber doch verdammt langlebig sind.
Dark Time Sunshine - ANX
2012
Label: Fake Four Inc.
Dark Time Sunshine - ANX
2012
Label: Fake Four Inc.
Mittwoch, 3. April 2013
Deep Space Soul
Wenn sich Künstler im Opener selbst als "the dopest two-man crew"
kennzeichnen, ist hoffentlich auch ein unerfahrener Hip Hop Hörer in der
Lage zu begreifen, dass er auf der Hut zu sein hat. Eine in diesem Fall
vielversprechende Strategie, deren Wirkung man nicht unterschätzen
darf, ist sich davor hüten, zu hohe Forderungen zu stellen oder
Assoziationen mit kulturrelevanten und weniger kulturrelevanten
Großtaten von Zweimanncrews in seiner Birne entstehen zu lassen. Das ist
dann so etwas wie Prävention, um den Fairnessanspruch
aufrechtzuerhalten, zumal doch sowieso nicht alles immer auf die
Goldwaage gelegt werden muss. "Deep Space Soul" gehört, ohne dass ich
auch nur eine Sekunde darüber zweifeln würde, zu den Langspielern, die
in ein paar Jahren im hintersten Teil der geistigen Abstellkammer
verschwinden werden. In der wenig einladenden Wüste der
Durchschnittlichkeit stationiert sich das zweite Album von I.N.F und
Aspect schon nach wenigen Songs, wofür gerade die konservativ gekneteten
Instrumentals von Nachwuchs-Klangregler Rain verantwortlich sind. Als
handle er nach einem Gesetz, welche Heterogenität für eine Beschwörung
Luzifers erklärt, flippt Rain unentwegt Soul-Samples, deren Kraft für
Überraschungen nie reicht und nur zum mühsamen Durchboxen zur Ziellinie
dient. So oder so, es ist irgendwie bezeichnend, wenn das Highlight
eines Albums nicht von den Hauptdarstellern selbst kommt. In der
eigentümlich monotonen Strophe von Homeboy Sandman, die sich anhört, als
wäre sie gleich nach einem Acht-Stunden-Schlaf ihres Erzeugers
aufgenommen worden, offenbart sich zweifellos die Mangelhaftigkeit des
Projekts, aber vor allem das beschränkte Talent der Gruppenmitglieder.
The Day Laborers & Rain - Deep Space Soul
2012
Label: Deep Concepts Media
The Day Laborers & Rain - Deep Space Soul
2012
Label: Deep Concepts Media
Hope In Dirt City
Einen bleibenden Eindruck kann "Hope In Dirt City" nicht hinterlassen.
Trotz oder vielleicht auch wegen eines schwer bestimmbaren Sounds reiht
sich das dritte Album des kanadischen Rappers in die Zirkel all jener
Scheiben ein, die dem Zuhörenden keine andere Reaktion entlocken können
als ein phlegmatisches Schulterzucken. Die mannigfaltige Gestaltung des
Soundteppichs kann sicherlich als begrüßenswertes Element verbucht
werden, ist doch selbst heute nicht jeder Künstler bereit, musikalische
Tunnelblicke abzulegen. Cadence Weapons Lyrics fallen mit warmen
Jazz-Tönen, markanten Synth-Klängen und undekorativen Minimal-Sounds
zusammen, bestätigend, dass das Spiel mit Variationen auch ein Spiel mit
der Qualität ist. Denn leider wird, wie sich ebenfalls auf "Hope In
Dirt City" überdeutlich offenbart, das Element der Abwechslung häufig
durch zumeist wenig beseelte Produktionen untergraben. Eine schwankende
Qualität ist immer ärgerlich, aber noch ärgerlicher ist diese
Unentschiedenheit, wenn sie sich als Grund für ein schlechtes
Abschneiden ambitionierter Projekte herausstellt.
Cadence Weapon - Hope In Dirt City
2012
Label: Upper Class
Cadence Weapon - Hope In Dirt City
2012
Label: Upper Class
Sonntag, 31. März 2013
Off The Beaten Path EP
Garcias EP ist ein gut gemeintes Release eines seit mehreren Jahren im
Untergrund arbeitenden MC's, der eigentlich nur richtig gut darin ist,
sich eindeutigen Zuschreibungen zu entziehen und seinen eigenen Weg in
Richtung nicht-eigener Spuren zu gehen, was nichts weiter bedeutet, als
dass er von der Masse wie vom Großteil der Independentrap-Zuhörerschaft
übersehen wird. Hört man sich "Off The Beaten Path EP" an, stellt sich
jedoch nicht die Frage nach der vermeintlich unfairen Behandlung des
Latino-Rappers in den Mittelpunkt, sondern unüberraschenderweise die
Antwort darauf. Zwischen bemühten Straßenhymnen und Metaphern auf
durschnittlichem Oberschulniveau lässt sich schlichtweg nicht viel
finden, was eine Steigerung des Bekanntheitsgrads rechtfertigen könnte.
Vom nicht angeberischen, aber doch in weiten Teilen unausgegorenen
Eastcoast-affinen Sound bleibt nicht viel hängen, sofern man des Hip Hop
Spiels langjähriger Beobachter ist, dem in voller Montur ausgestellter,
unfreiwilliger Anti-Perfektionismus nur noch Schmerzen bereitet.
Trotzdem lässt sich diesem kleinen Album der gewohnt banale
Unterhaltungswert nicht absprechen. Freilich ist dieser nur gering und
existiert nicht zuletzt aufgrund der interessanten Gastbeiträge von
Künstlern wie Reks oder Wrekonize (von der Gruppe ¡MAYDAY!).
Garcia - Off The Beaten Path EP
2012
Label: -
Garcia - Off The Beaten Path EP
2012
Label: -
Good Kid, M.A.A.D City
Geht man zu weit, wenn man "Good Kid, M.A.A.D City" als
kinematografischstes Album der Hip Hop Geschichte bezeichnet? Ich denke
nicht, denn Kendricks narrative Arbeiten über Moral, Schuld und
Unschuld, über die kriminellen Energien in Compton, in dem Gewalt,
bewaffnete Gangs und Drogen als kontinuierliche Bedrohungen des
Einzelnen und der Gemeinschaft wirken, ist beinah so filmisch, als wäre
sie mit einem technischen Apparat aufgenommen worden. Er nimmt für seine
Betrachtungen nur keine Kamera, sondern bedient sich gut ausgewählter
Worte. Und so wie die französischen Initiatoren der bekannten Nouvelle
Vague Ende der Fünfziger nicht mehr mit den Einheitsprodukten der
Hollywoodfabrik und den stromlinienförmigen inländischen Filmen
einverstanden waren, deshalb selbst anfingen mutige Filme zu drehen, so
ähnlich verhält es sich mit Kendrick Lamar und seinem erst zweiten
Album, das nicht nur simple Unterhaltungsbedürfnisse befriedigen möchte.
Nur weil der kalifornische Rapper und Member der Black Hippy Gruppe
Gangstarap-Motive verwendet, bedeutet das nicht, dass er sie ausbeutet.
Das Gerieren als grimmig dreinschauender Verhauer milchgesichtiger Bubis
ist nicht seine Sache. Seine Trials & Tribulations-Lyrik ist
differenziert und vielschichtig, birgt psychische Zustände und
formuliert vor allen Dingen immer einen kritischen Standpunkt. Die
Arbeit auf dem Regiestuhl beherrscht Kendrick einwandfrei, so zeugen
Binnenverweise, Polyperspektivität und lange wie kurze Skits von hoher
handwerklicher Geschicktheit, die die Songs zu einem Konzept
zusammenbringt. Diese Virtuosität macht ihn zum Jean-Luc Godard des Hip
Hops! Als Zuhörer schwimmt man wahrlich in Höhepunkten, wie etwa in der
wilden Hintersitz-Reimerei auf "Backstreet Freestyle" oder in dem
Romantik evozierenden Zeitlupen-Beat auf "Poetic Justice". In
inhaltlicher wie struktureller Hinsicht nimmt sich die 2011 erschienene
Erzählung "Ungud" von den Roots dagegen wie eine Gute-Nacht-Geschichte
aus, auch weil die Hauptfigur in dem mit A Short Film by Kendrick Lamar
untertitelten "Good Kid, M.A.A.D City" selbst das Wort hat und keine
von Dritten gesprochene fiktive Person mit einer fiktiven Biografie.
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City
2012
Label: Top Dawg / Aftermath
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City
2012
Label: Top Dawg / Aftermath
Space
Die sowieso schon ziemlich breit aufgestellte Hip Hop Szene in
Minneapolis bekommt mit dem Duo The Tribe & Big Cats! weiteren
hochwertigen Nachschub, weil aus Rapper Truthbetold und Produzenten Big
Cats nicht weniger Energie und Kreativität prickelt als bei den
gestandenen Künstlern aus Minnesotas Metropolregion. Lassen sich die
angesprochenen Pluspunkte bei wahrscheinlich jedem dritten Newcomer-Act
entdecken, ist die überzeugte Lust, auf Eindeutigkeiten zu verzichten,
nur bei sehr Wenigen zu erkennen. Doch genau in diese Nische platzieren
sich die beiden, indem sie notorischen Schubladenaufmach-Junkies einfach
aus dem Weg gehen. Die Ganzheit ihrer Musik ist deshalb auch kein
Ergebnis einer verzweifelten Kopiererei eines bestimmten Stilrichtung,
sondern ist die Summe einer toughen Verquickung unterschiedlicher
Kulturidentitäten. So gesehen lässt sich mit ihrer Musik alles
assoziieren, was cool, aber nicht antiintellektuell ist, beispielsweise
eine Verschmelzung von Kendrick Lamar und Atmosphere. Zusätzlich trieft
ihre gesamte Performance nicht vor herausgeputzter Wichtigkeit,
schließlich verpflichtet Demut und Konzentration auf das Relevante die
beiden dazu, auf dem Boden zu bleiben. Deshalb stehen zwar altmodische
Jazz-Rhythmen neben elektronischen Soundgefilden, allein die
Übertreibung der Elemente fehlt jedoch glücklicherweise jederzeit.
Gelingt den beiden beim nächsten Mal eine Abrundung ihrer Kombinationen,
sehe ich keinen Grund, warum sie in Zukunft keine Maßstäbe setzen
könnten.
The Tribe & Big Cats! - Space
2012
Label: -
The Tribe & Big Cats! - Space
2012
Label: -
Montag, 11. März 2013
Pangaean Drift
Es fällt mir schwer, Produzenten Factor im Hinblick auf einige
seiner letzten veröffentlichten Projekte ein wirklich glückliches
Händchen zu bescheinigen. "Saffron" mit Moka Only war bestenfalls
Mittelmaß, sein mit Kirby Dominant abgeworfenes "Champagne Nightmares"
nervte gleichermaßen durch Bedeutungslosigkeit wie durch banal
instrumentierte Klangschablonen. Umso zufriedener und glückseliger höre
ich mir dafür "Pangean Drift" an, welches er mit dem ebenfalls aus
Saskatchewan stammenden Künstler Kay The Aquanaut recordete. Keine 20
Minuten dauert der Spaß der zwei Herren, und markiert musikalisch einen
Punkt irgendwo zwischen 80er und Ultramoderne. In sehr ausgetüftelten
Soundbauten lässt Factor wilde Scratches und elektronische Laute
zueinanderfinden, entdeckt die Freude, zu minimaler Drum-Ausstattung
mystisch klingende Melodien hinzuzuaddieren und ist überhaupt immer für
Zugänglichkeit. Denn in einer Wust zu resultieren, kann man seinen
Produktionen gewiss nicht vorwerfen. Stattdessen beruft sich Factor auf
jene bescheidene Komplexität, jene zurückhaltende Ausformulierung des
eigenen ambitionierten Standpunkts, mit der er den beiden Post-Golden
Era Klassikern "Owl Hours" und "1969" seinen Stempel aufdrückte. Dennoch
ist die frei downloadbare EP viel zu kurz und dient in erster Linie
einem dramaturgischen Zweck. Die Spannung auf das erste Laika-Album
"Letters From Laika" soll hiermit maximieren werden - dieses erscheint
nach offiziellen Angaben im Frühjahr 2013.
Laika - Pangaean Drift
2012
Label: -
Laika - Pangaean Drift
2012
Label: -
The KnewBook
Nach den ersten Annäherungsversuchen und den damit verbundenen
Enttäuschungen entpuppte sich "The KnewBook" nach mehreren Spins völlig
überraschend doch noch als respektables Futter für die Anlage. Sicher,
für eine Suche nach adäquaten Alternativen würde man nicht lange
brauchen, denn KnowMads vertrauen im Großen und Ganzen auf einfache
Beatkonstruktionen. Mit dem Unterschied aber, dass ihre mit einer
kräftigen Welle Soul durchfluteten Cuts hin und wieder mit der
Unaufgeregtheit brechen und den nostalgischen Charme für einen Moment
vergessen lassen. Die selten verwendeten Gesangparts klingen heimisch,
die dezenten Synthie-Erregungen irgendwie sympathisch. Vollständig von
Jesse Judd produziert, stärkt das Soundbild der
Weniger-Produzenten-mehr-Harmonie-Behauptung den Rücken, während sich am
Mikrofon Tom Pepe und Tom Wilson einfinden, um der selten komischen
Realität Tribut zu zollen. Ihre Lyrics neigen nicht selten zum
Pathetischen, öfter jedoch zum Erzählen von profanen Geschichten. Zu
höheren Aufgaben konnte sich die Gruppe zwar nicht ermutigen, schaukelt
das Kind jedoch bis zum Finale relativ verletzungsfrei. "The KnewBook"
ist 2012 schon der zweite Wurf der Gruppe aus dem Nordwesten, im Februar
erschien bereits die EP "Prologue", die, wie der Titel es schon
suggeriert, natürlich ein Vorgeschmack und Heißmacher auf dieses Album
war.
KnowMads - The KnewBook
2012
Label: -
KnowMads - The KnewBook
2012
Label: -
Mittwoch, 20. Februar 2013
Paranormal
Lange hat's ja gedauert. Weil viele Jahre bis zu einem
Longplayer-Nachschub von Prozak vergangen waren, bin ich mehr als
betrübt über das präsentierte Resultat des 17 Song starken Albums.
Obwohl "Paranormal" den Vorgänger knapp überholt, stellt man sich
unweigerlich die Frage über das Alter der Ideen. Denn bis auf einige
Ausnahmen hätten die Beats und Songkonzepte problemlos auch einen Platz
auf dem Strange Music Erstling "Tales From The Sick" finden können.
Fokussiert sich die Betrachtung jedoch auf die Aufnahmen, gerät eine
datumstechnische Zuordnung kaum in das Visier der eigenen Skepsis.
Stimmlich hat der Rapper und Videoregisseur aus Saginaw (Michigan)
beeindruckende Fortschritte gemacht. Sein tiefes Organ klingt jetzt
angenehm flexibler, was sich in manchen Phasen erheblich auf seine
Performance auswirkt. Betreten die Lieder die Rock-Ecke und sind schwere
Gitarren am Werk, pimpt er sein Organ selbstverständlich auch gerne mal
auf. Bombastisch und bisweilen erdbebenartig klingt das - die böse
Miene wird hier zum guten Spiel. Auf Aspekte der Flowtechnik wenig Wert
legend, ist Prozak deshalb sicherlich ein akzeptabler Performer. Doch
die Rezeptur aus lauten Metal-infizierten Produktionen und schwermütiger
Pianotasten-Drückerei zieht auch dieses Mal nicht. Die Mangelhaftigkeit
der Ausführung ist zwar ein offensichtlicher Punkt, den es zu
beanstanden gilt, für mehr Ärger sorgt jedoch die klare Abgrenzung der
beiden zentralen Stile. Das ist ein Unding, das die Kreativität zu Grabe
trägt sowie den Nährboden für den Verdacht einer verkaufsfördernden
Zielgruppenbedienung beisteuert.
Prozak - Paranormal
2012
Label: Strange Music
Prozak - Paranormal
2012
Label: Strange Music
Bridges
Wenn auf einem Album von fünfzehn Liedern tatsächlich ganze 3 die
Drei-Minuten-Marke überschreiten, muss man annehmen, dass die Macher es
sehr eilig hatten. Bedenkt man diesen Umstand zusätzlich im Zusammenhang
mit Moka Onlys ungewöhnlich wildem Release-Rhythmus, sieht es
oberflächlich gesehen mehr wie eine Routinearbeit aus denn ein Projekt,
an dem mit viel Herzblut für ein explosives Endergebnis gearbeitet
wurde. Wo nackte Zahlen, wie die Angaben über die Trackdauer, im
Normalfall selten eine Aussagekraft besitzen, bestätigen sie hier doch
nur die Vorurteile, die sich zwangläufig vor dem Hören des Albums in den
Kopf setzen. Moka Only, von dem ich nie ein Sympathisant war, kann zwar
gute Texte schreiben, kommt aber mit seinen mehr emotionslos
hingekickten als pulsierenden Raps nicht gegen die stocksteifen,
smooth-chilligen Produktionen von Ayatollah an. Da ich Ayatollah jedoch
als Wenigkönner begreife, und damit wahrscheinlich allein stehe, sollte
man sich unbedingt ein eigenes Bild von "Bridges" machen.
Moka Only & Ayatollah - Bridges
2012
Label: Nature Sounds
Moka Only & Ayatollah - Bridges
2012
Label: Nature Sounds
Mittwoch, 13. Februar 2013
Father Creeper
Die Vorstellung, einer wie Spoek Mathambo könnte ohne Musik leben, kommt
irgendwie einer hoffnungslosen Absurdität gleich. Es fällt schwer, sich
nicht in die Abenteuerlust, mit der sich der Grenzgänger auf seinem
zweiten Album in verschiedene Genre-Gefilde entführen lässt, zu
verlieben. So versiert wie der in Johannesburg geborene Rapper
Schrägstrich Sänger mit verschiedenen Tempoarten, Betonungen und Stilen
umgeht, so erbarmungslos variierend erklingt auch die
Instrumental-Ebene. Das breit gefächerte Repertoire reicht von
Alternative Rock über Anleihen an Grime bis zu Dubstep-Inspirationen,
wobei selten eine konkrete Trennung der Elemente geschieht. Doch täte
man den Produzenten und Spoek Mathambo böses Unrecht, wenn man ihr
Produkt als pseudoinnovative Alles-rein-in-den-Topf-Musik abstemple. Den
mit Pop-Appeal durchtränkten Soundcollagen mag vielleicht die von
vielen Musikliebhabern geforderte Kohärenz fehlen, begegnen tun sich die
unterschiedlichen Elemente jedoch trotzdem nicht wie Hund und Katz,
vielmehr befruchten sie sich gegenseitig und setzen so zumindest eine
kollektive Energie innerhalb eines Songs frei. Das klingt manchmal nach
Schwulst, kann aber ebenso unheimlich erfrischend sein. Die
Veröffentlichung geschah über Sub Pop, der Firma, die gerne
ergebnisoffene Alben veröffentlicht. "Father Creeper" ist eine Hochzeit
der Widersprüche. Es euphorisiert und verunsichert, ist Après-Ski und
Dritte Welt zugleich.
Spoek Mathambo - Father Creeper
2012
Label: Sub Pop
Spoek Mathambo - Father Creeper
2012
Label: Sub Pop
The Sound Of Low Class Amerika
In schöner Regelmäßigkeit kommen aus dem Hause Rhymesayers
vergessenswerte, trotzdem um die Aufmerksamkeit von Hip Hop-Journalisten
und -hörern buhlende Scheiben, die kein Problem damit haben, einen
ultraspießigen Sound aufzufahren, mit dem eigentlich kein Blumentopf
mehr zu gewinnen ist und mit dem man dem Gros der restlichen Releases
nichts entgegenzusetzen hat. "The Sound Of Low Class Amerika" gefällt
sich selbst als Massenmobilisierungs-Sound, bringt jedoch keinerlei
Durchschlagskraft ein. Die Beats sind so spießig-langweilig, dass man
sich alles Mögliche als Abwechslung vorstellen kann, weshalb selbst eine
Produktion von Lil Jon für eine kurz anhaltende Zufriedenheit sorgen
würde. Dann wäre da noch I Self Devine selbst, der sich hier als großer
Moralist aufspielt, aber mit seiner komplett unauffälligen Stimme eher
das unsichtbare Gespenst in einem 55-minütigen Spuk darstellt.
I Self Devine - The Sound Of Low Class Amerika
2012
Label: Rhymesayers
I Self Devine - The Sound Of Low Class Amerika
2012
Label: Rhymesayers
Satellite Kite
Über das Anliegen mancher Rapper, über Gott und Religion Texte zu
verfassen, gibt es erst einmal nichts Negatives zu sagen. Aber muss man
es wie die Jungs von Beautiful Eulogy machen? Im
Friedefreudeeierkuchen-Stil Jesus feiern und krankhaft die
Wohlfühl-Tasten betätigen, damit die Christen zu dieser CD beruhigt
einschlafen können? "Satellite Kite" gehört zu jenen Alben, die mir
persönlich durch ihre nervigen Lyrics alles kaputtmachen. Doch Achtung:
Wem Lyrics nicht sehr wichtig sind bzw. wer kein Problem mit
christlichen Botschaften hat, deren Basis eine optimistische
Fröhlichkeit ist, sollte sich das frei downloadbare Album anhören, weil
hier rap- und beattechnisch in der Breite ganz großes Kino aufgefahren
wird. Beautiful Eulogy sind übrigens Braille, Odd Thomas und der
Produzent Courtland Urbano.
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
2012
Label: Humble Beast
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
2012
Label: Humble Beast
Freitag, 8. Februar 2013
Jahre 198x - 2011
Ein Übersicht über die Notizen zu Veröffentlichungen aus den Jahren 198x - 2011
Big 50 - Ain't No Turnin Back [1995]
Black Menace - Drama Time [1995]
Crime Boss - Conflicts & Confusion [1997]
E-40 - In A Major Way [1995]
Jake The Flake - Jake The Flake & The Flint Thugs [1998]
Mic Geronimo - The Natural [1995]
Big 50 - Ain't No Turnin Back [1995]
Black Menace - Drama Time [1995]
Crime Boss - Conflicts & Confusion [1997]
E-40 - In A Major Way [1995]
Jake The Flake - Jake The Flake & The Flint Thugs [1998]
Mic Geronimo - The Natural [1995]
Donnerstag, 7. Februar 2013
Jahr 2013
Ein Übersicht über die Notizen zu Veröffentlichungen im Jahr 2013
Dessa - Parts of Speech
Ghostface Killah - Twelve Reasons To Die
Ill Clinton - Ragnarok
Kay The Aquanaut & Factor - Letters From Laika
Qwel & Maker - Beautiful Raw
Raashan Ahmad - Ceremony
Seven Star - Wolves in the Bronx
Dessa - Parts of Speech
Ghostface Killah - Twelve Reasons To Die
Ill Clinton - Ragnarok
Kay The Aquanaut & Factor - Letters From Laika
Qwel & Maker - Beautiful Raw
Raashan Ahmad - Ceremony
Seven Star - Wolves in the Bronx
Mittwoch, 6. Februar 2013
Jahr 2012
Ein Übersicht über die Notizen zu Veröffentlichungen im Jahr 2012
Aesop Rock - Skelethon
Apollo Brown & O.C. - Trophies
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
Busdriver - Beaus$Eros
Cadence Weapon - Hope In Dirt City
Dark Time Sunshine - ANX
Doseone - G Is For Deep
E-40 - The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
Epidemic - Monochrome Skies
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
Garcia - Off The Beaten Path EP
I Self Devine - The Sound Of Low Class America
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City
KnowMads - The KnewBook
Laika - Pangaean Drift
Mac Mall - The Rebellion Against All There Is
Moka Only & Ayatollah - Bridges
Muneshine - There Is Only Today
Oddisee - People Hear What They See
Prozak - Paranormal
RationaL - The Birthwrite LP
Serengeti - C.A.R.
Speech Debelle - Freedom Of Speech
Spoek Mathambo - Father Creeper
The Day Laborers & Rain - Deep Space Soul
The Tribe & Big Cats! - Space
Aesop Rock - Skelethon
Apollo Brown & O.C. - Trophies
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
Busdriver - Beaus$Eros
Cadence Weapon - Hope In Dirt City
Dark Time Sunshine - ANX
Doseone - G Is For Deep
E-40 - The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
Epidemic - Monochrome Skies
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
Garcia - Off The Beaten Path EP
I Self Devine - The Sound Of Low Class America
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City
KnowMads - The KnewBook
Laika - Pangaean Drift
Mac Mall - The Rebellion Against All There Is
Moka Only & Ayatollah - Bridges
Muneshine - There Is Only Today
Oddisee - People Hear What They See
Prozak - Paranormal
RationaL - The Birthwrite LP
Serengeti - C.A.R.
Speech Debelle - Freedom Of Speech
Spoek Mathambo - Father Creeper
The Day Laborers & Rain - Deep Space Soul
The Tribe & Big Cats! - Space
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