Lange hat's ja gedauert. Weil viele Jahre bis zu einem
Longplayer-Nachschub von Prozak vergangen waren, bin ich mehr als
betrübt über das präsentierte Resultat des 17 Song starken Albums.
Obwohl "Paranormal" den Vorgänger knapp überholt, stellt man sich
unweigerlich die Frage über das Alter der Ideen. Denn bis auf einige
Ausnahmen hätten die Beats und Songkonzepte problemlos auch einen Platz
auf dem Strange Music Erstling "Tales From The Sick" finden können.
Fokussiert sich die Betrachtung jedoch auf die Aufnahmen, gerät eine
datumstechnische Zuordnung kaum in das Visier der eigenen Skepsis.
Stimmlich hat der Rapper und Videoregisseur aus Saginaw (Michigan)
beeindruckende Fortschritte gemacht. Sein tiefes Organ klingt jetzt
angenehm flexibler, was sich in manchen Phasen erheblich auf seine
Performance auswirkt. Betreten die Lieder die Rock-Ecke und sind schwere
Gitarren am Werk, pimpt er sein Organ selbstverständlich auch gerne mal
auf. Bombastisch und bisweilen erdbebenartig klingt das - die böse
Miene wird hier zum guten Spiel. Auf Aspekte der Flowtechnik wenig Wert
legend, ist Prozak deshalb sicherlich ein akzeptabler Performer. Doch
die Rezeptur aus lauten Metal-infizierten Produktionen und schwermütiger
Pianotasten-Drückerei zieht auch dieses Mal nicht. Die Mangelhaftigkeit
der Ausführung ist zwar ein offensichtlicher Punkt, den es zu
beanstanden gilt, für mehr Ärger sorgt jedoch die klare Abgrenzung der
beiden zentralen Stile. Das ist ein Unding, das die Kreativität zu Grabe
trägt sowie den Nährboden für den Verdacht einer verkaufsfördernden
Zielgruppenbedienung beisteuert.
Prozak - Paranormal
2012
Label: Strange Music
Mittwoch, 20. Februar 2013
Bridges
Wenn auf einem Album von fünfzehn Liedern tatsächlich ganze 3 die
Drei-Minuten-Marke überschreiten, muss man annehmen, dass die Macher es
sehr eilig hatten. Bedenkt man diesen Umstand zusätzlich im Zusammenhang
mit Moka Onlys ungewöhnlich wildem Release-Rhythmus, sieht es
oberflächlich gesehen mehr wie eine Routinearbeit aus denn ein Projekt,
an dem mit viel Herzblut für ein explosives Endergebnis gearbeitet
wurde. Wo nackte Zahlen, wie die Angaben über die Trackdauer, im
Normalfall selten eine Aussagekraft besitzen, bestätigen sie hier doch
nur die Vorurteile, die sich zwangläufig vor dem Hören des Albums in den
Kopf setzen. Moka Only, von dem ich nie ein Sympathisant war, kann zwar
gute Texte schreiben, kommt aber mit seinen mehr emotionslos
hingekickten als pulsierenden Raps nicht gegen die stocksteifen,
smooth-chilligen Produktionen von Ayatollah an. Da ich Ayatollah jedoch
als Wenigkönner begreife, und damit wahrscheinlich allein stehe, sollte
man sich unbedingt ein eigenes Bild von "Bridges" machen.
Moka Only & Ayatollah - Bridges
2012
Label: Nature Sounds
Moka Only & Ayatollah - Bridges
2012
Label: Nature Sounds
Mittwoch, 13. Februar 2013
Father Creeper
Die Vorstellung, einer wie Spoek Mathambo könnte ohne Musik leben, kommt
irgendwie einer hoffnungslosen Absurdität gleich. Es fällt schwer, sich
nicht in die Abenteuerlust, mit der sich der Grenzgänger auf seinem
zweiten Album in verschiedene Genre-Gefilde entführen lässt, zu
verlieben. So versiert wie der in Johannesburg geborene Rapper
Schrägstrich Sänger mit verschiedenen Tempoarten, Betonungen und Stilen
umgeht, so erbarmungslos variierend erklingt auch die
Instrumental-Ebene. Das breit gefächerte Repertoire reicht von
Alternative Rock über Anleihen an Grime bis zu Dubstep-Inspirationen,
wobei selten eine konkrete Trennung der Elemente geschieht. Doch täte
man den Produzenten und Spoek Mathambo böses Unrecht, wenn man ihr
Produkt als pseudoinnovative Alles-rein-in-den-Topf-Musik abstemple. Den
mit Pop-Appeal durchtränkten Soundcollagen mag vielleicht die von
vielen Musikliebhabern geforderte Kohärenz fehlen, begegnen tun sich die
unterschiedlichen Elemente jedoch trotzdem nicht wie Hund und Katz,
vielmehr befruchten sie sich gegenseitig und setzen so zumindest eine
kollektive Energie innerhalb eines Songs frei. Das klingt manchmal nach
Schwulst, kann aber ebenso unheimlich erfrischend sein. Die
Veröffentlichung geschah über Sub Pop, der Firma, die gerne
ergebnisoffene Alben veröffentlicht. "Father Creeper" ist eine Hochzeit
der Widersprüche. Es euphorisiert und verunsichert, ist Après-Ski und
Dritte Welt zugleich.
Spoek Mathambo - Father Creeper
2012
Label: Sub Pop
Spoek Mathambo - Father Creeper
2012
Label: Sub Pop
The Sound Of Low Class Amerika
In schöner Regelmäßigkeit kommen aus dem Hause Rhymesayers
vergessenswerte, trotzdem um die Aufmerksamkeit von Hip Hop-Journalisten
und -hörern buhlende Scheiben, die kein Problem damit haben, einen
ultraspießigen Sound aufzufahren, mit dem eigentlich kein Blumentopf
mehr zu gewinnen ist und mit dem man dem Gros der restlichen Releases
nichts entgegenzusetzen hat. "The Sound Of Low Class Amerika" gefällt
sich selbst als Massenmobilisierungs-Sound, bringt jedoch keinerlei
Durchschlagskraft ein. Die Beats sind so spießig-langweilig, dass man
sich alles Mögliche als Abwechslung vorstellen kann, weshalb selbst eine
Produktion von Lil Jon für eine kurz anhaltende Zufriedenheit sorgen
würde. Dann wäre da noch I Self Devine selbst, der sich hier als großer
Moralist aufspielt, aber mit seiner komplett unauffälligen Stimme eher
das unsichtbare Gespenst in einem 55-minütigen Spuk darstellt.
I Self Devine - The Sound Of Low Class Amerika
2012
Label: Rhymesayers
I Self Devine - The Sound Of Low Class Amerika
2012
Label: Rhymesayers
Satellite Kite
Über das Anliegen mancher Rapper, über Gott und Religion Texte zu
verfassen, gibt es erst einmal nichts Negatives zu sagen. Aber muss man
es wie die Jungs von Beautiful Eulogy machen? Im
Friedefreudeeierkuchen-Stil Jesus feiern und krankhaft die
Wohlfühl-Tasten betätigen, damit die Christen zu dieser CD beruhigt
einschlafen können? "Satellite Kite" gehört zu jenen Alben, die mir
persönlich durch ihre nervigen Lyrics alles kaputtmachen. Doch Achtung:
Wem Lyrics nicht sehr wichtig sind bzw. wer kein Problem mit
christlichen Botschaften hat, deren Basis eine optimistische
Fröhlichkeit ist, sollte sich das frei downloadbare Album anhören, weil
hier rap- und beattechnisch in der Breite ganz großes Kino aufgefahren
wird. Beautiful Eulogy sind übrigens Braille, Odd Thomas und der
Produzent Courtland Urbano.
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
2012
Label: Humble Beast
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
2012
Label: Humble Beast
Freitag, 8. Februar 2013
Jahre 198x - 2011
Ein Übersicht über die Notizen zu Veröffentlichungen aus den Jahren 198x - 2011
Big 50 - Ain't No Turnin Back [1995]
Black Menace - Drama Time [1995]
Crime Boss - Conflicts & Confusion [1997]
E-40 - In A Major Way [1995]
Jake The Flake - Jake The Flake & The Flint Thugs [1998]
Mic Geronimo - The Natural [1995]
Big 50 - Ain't No Turnin Back [1995]
Black Menace - Drama Time [1995]
Crime Boss - Conflicts & Confusion [1997]
E-40 - In A Major Way [1995]
Jake The Flake - Jake The Flake & The Flint Thugs [1998]
Mic Geronimo - The Natural [1995]
Donnerstag, 7. Februar 2013
Jahr 2013
Ein Übersicht über die Notizen zu Veröffentlichungen im Jahr 2013
Dessa - Parts of Speech
Ghostface Killah - Twelve Reasons To Die
Ill Clinton - Ragnarok
Kay The Aquanaut & Factor - Letters From Laika
Qwel & Maker - Beautiful Raw
Raashan Ahmad - Ceremony
Seven Star - Wolves in the Bronx
Dessa - Parts of Speech
Ghostface Killah - Twelve Reasons To Die
Ill Clinton - Ragnarok
Kay The Aquanaut & Factor - Letters From Laika
Qwel & Maker - Beautiful Raw
Raashan Ahmad - Ceremony
Seven Star - Wolves in the Bronx
Mittwoch, 6. Februar 2013
Jahr 2012
Ein Übersicht über die Notizen zu Veröffentlichungen im Jahr 2012
Aesop Rock - Skelethon
Apollo Brown & O.C. - Trophies
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
Busdriver - Beaus$Eros
Cadence Weapon - Hope In Dirt City
Dark Time Sunshine - ANX
Doseone - G Is For Deep
E-40 - The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
Epidemic - Monochrome Skies
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
Garcia - Off The Beaten Path EP
I Self Devine - The Sound Of Low Class America
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City
KnowMads - The KnewBook
Laika - Pangaean Drift
Mac Mall - The Rebellion Against All There Is
Moka Only & Ayatollah - Bridges
Muneshine - There Is Only Today
Oddisee - People Hear What They See
Prozak - Paranormal
RationaL - The Birthwrite LP
Serengeti - C.A.R.
Speech Debelle - Freedom Of Speech
Spoek Mathambo - Father Creeper
The Day Laborers & Rain - Deep Space Soul
The Tribe & Big Cats! - Space
Aesop Rock - Skelethon
Apollo Brown & O.C. - Trophies
Beautiful Eulogy - Satellite Kite
Busdriver - Beaus$Eros
Cadence Weapon - Hope In Dirt City
Dark Time Sunshine - ANX
Doseone - G Is For Deep
E-40 - The Block Brochure: Welcomet to the Soil 1
Epidemic - Monochrome Skies
First Degree The D.E. - Super Black: Voice Of The Voiceless
Garcia - Off The Beaten Path EP
I Self Devine - The Sound Of Low Class America
Kendrick Lamar - Good Kid, M.A.A.D City
KnowMads - The KnewBook
Laika - Pangaean Drift
Mac Mall - The Rebellion Against All There Is
Moka Only & Ayatollah - Bridges
Muneshine - There Is Only Today
Oddisee - People Hear What They See
Prozak - Paranormal
RationaL - The Birthwrite LP
Serengeti - C.A.R.
Speech Debelle - Freedom Of Speech
Spoek Mathambo - Father Creeper
The Day Laborers & Rain - Deep Space Soul
The Tribe & Big Cats! - Space
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