Montag, 31. März 2014

Yeezus

Dass Kanye West offen für neue Versuche ist, bewies er schon mit "808's & Heartbreak“, auf welchem er von der Autotune-Methode reichlich Gebrauch machte. Auf "Yeezus" nutzt er ebenfalls vereinzelt die prominente frequenzregelnde Praxis, um die Stimme zu pimpen, doch als charakteristisch dringen andere Elemente in die Gehörgänge ein. Herr West überrascht nämlich sowohl mit einer Instrumentensauerei wie auch einer energetisch-vibrierenden Leere, die entweder durch relative Strukturlosigkeit oder temporären Minimalismus auffallen. Er hat damit einen prototypischen Antagonisten seines Debüts "The College Dropout" erschaffen, welches sich akustisch noch stark makellos anfühlte. Seine aus House-, Industrial-, und Elektro-Platten extrahierte Mischung verdichtet sich tatsächlich zu einem Gemälde mit Rissen und unglatten Stellen, wofür man ihn deutlich loben muss, da er durch seinen mutigen Ansatz den Anforderungen des Massenmarktes trotzt und als Künstler nicht stehen bleibt. Simultan dazu vermisse ich jedoch einen originären Synergismus, der alle inhaltlichen und formellen Aspekte zu einer Krafteinheit vereint und nicht nur lose und letztendlich kraftlos in der Luft herumhängen lässt. So sehr hier auch versucht wird, die Tonmuskulatur kräftig anzuspannen, die Synthesizer-Sixpacks zu demonstrieren, an der Intensitätsschraube zu drehen und mit würdevoller Düsternis zu punkten, es wirkt schlussendlich alles nur augenscheinlich clever und hässlich. Da muss man gar nicht erst das fragwürdige Frauenbild von Kanye West anprangern, um das Werk zu diskreditieren, wie es einige pseudo-pfiffige Kritiker getan haben. Es reicht schon auf gute Ansätze aufmerksam zu machen, wie es sie auf diesem Album zahlreich gibt, die jedoch meistens durch lyrische Unfähigkeit und die mittelmäßige Instrumentierung impotent gemacht werden.

Kanye West - Yeezus
2013
Label: Def Jam

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