Montag, 5. Mai 2014

The Natural

Versucht man Mic Geronimos Debüt mit bekannteren Alben zu vergleichen, fallen einem sofort zwei Gruppen ein, die 1995 ebenfalls jeweils ein Werk veröffentlichten. Da ist einmal "Dah Shinin" von Smif-N-Wessun, mit dem "The Natural" öfters die roughe Ästhetik verbindet. Aber auch an Mobb Deeps Überalbum "The Infamous" fühlt man sich hier erinnert, weil Mic Geronimo meistens textlich dieselben Themenfelder abgrast. Während die anderen Projekte aber von sehr talentierten Lyricists und prägnanten Produktionen zehren konnten, beschleicht den Hörer bei "The Natural" heute eher das Gefühl, dass da einer bloß auf der Trendwelle mitschwimmen wollte, um noch etwas vom Kuchen der Aufmerksamkeit abzubekommen. Sicher, dass auf dieser CD Jay-Z, DMX und Ja Rule, die man 1995 noch kaum zu den erwähnenswerten Rappern zählen konnte, gemeinsam auf einem Track zu bestaunen sind, lässt den Erstling - auch im historischen Kontext - nicht komplett überflüssig erscheinen. Dennoch sind die Lieder als Bündel eine Sache zum Ausharren, bei der man auf wenigstens einen genuinen Augenblick wartet, der dann allerdings trotzdem ausbleiben muss. An diesem Umstand können auch Namen wie Da Beatminerz oder Buckwild nichts ausrichten, die die Schwunglosigkeit des Projekts mitverantworten. Mic Geronimo und alle Beteiligten vertraten zwar dezidiert die Lehren der zu ihrer Zeit jüngeren Veröffentlichungen von der Ostküste, aber ihnen fehlte in diesem Fall das Geschick, aber ganz besonders auch ein Fundus, aus dem man sich nicht nur des durchschnittlichen Materials bedienen konnte.

Mic Geronimo - The Natural
1995
Label: TVT

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