Die Rahmenbedingungen vor dem Release von "Skelethon" kamen mir nicht
gerade verheißungsvoll vor, sollte das Album doch über die Firma
Rhymesayers rauskommen, ein Label, bei welchem der Großteil der Künstler
regelrecht darauf versessen ist, Realness-Schrott aus der Konserve als
progressive Musik auszugeben. Wie das im Leben mit vorschnellen
Befürchtungen so ist, flachen diese bei kleinsten Hoffnungsschimmern
auch schon wieder ab. Die erste Single "Zero Dark Thirty" hatte nämlich
mit einer bloß vorgetäuschten Progressivität nicht viel zu tun, Aesop
wirkte auf dem hektischen Beat regelrecht so, als ob er das Genre am
liebsten in ein neues Zeitalter transferieren würde, was selbst am Text
in gewisser Hinsicht zu erkennen war, da der New Yorker in diesem Stück
das Rapbusiness einer kritischen Überprüfung unterzog. Auch wenn sich die Erwartungen nach der Single mit dem präsentierten
Inhalt auf dem Album nicht millimetergenau decken, leistet sich
"Skelethon" keinen einzigen Wertungssenker in Trackform, und ist sowieso
ein Werk, in das man sich eigentlich nur verlieben kann, obwohl es
durchgängig mit intellektualisierten Textzeilen beladen ist. Das
Geheimnis von Aesop Rock fand man sowieso seit jeher in der Verformung
des Traditionellen, des Erweiterns des eigenen sowie des Hip Hop
spezifischen Radius. Jedoch lag ihm schon immer das Bedürfnis fern, auf
gesetzte Traditionen und Wegmarken des Genres vollständig zu verzichten.
Deshalb ist Mister Bavitz ein Mann des Vergangenen, des Jetzt und des
noch Folgenden. Seine Beliebtheit bei Szenekennern wird nicht abebben, bis Aesop sich
dazu entschließt, standardisierte Genrestrukturen nicht mehr ernst zu
nehmen. Käme es einmal dazu, wäre es schade, denn wie der Mann auf
diesem Album komplexes Gedankengut aneinanderhängt, mit welcher Lust und
mit welchem Trieb er auf minimalistischen, Skelett-artigen Drumsets die
Übermacht seiner Raprhythmik repräsentiert, ist für meine Begriffe
einmalig.
Aesop Rock - Skelethon
2012
Label: Rhymesayers
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