Der durchschnittliche und mit Inbrunst bei der Sache tätige Dark Time
Sunshine Hörer muss wohl ein unheimlich glücklicher Mensch sein,
schließlich sind ihm größere Enttäuschungen hinsichtlich der seit 2009
veröffentlichenden Emcee-Producer-Kombo noch nicht widerfahren, weshalb
nur der ein oder andere passionierte Brummbär in einem oder mehreren der
bisherigen vier Releases große Mängel ausmachen dürfte. Stattdessen
kullern beim Zuhören von "ANX" doch vielmehr Freudentränen die Wangen
herunter, als würde man das eigene Kind beim ersten freiwilligen Marsch
aufs Töpfchen beobachten. Wie die Vorgänger ist auch der neueste Versuch
der Gruppe aufregend, relativ frei von kalkulierten Klangschablonen und
vor allen Dingen abwechslungsreich, was das Zeug hält. In gewisser
Hinsicht stellen die in alle erdenklichen Richtungen schwingenden
Produktionen, welche mit tobenden wie charismatischen Synthies
befeuchtet wurden, mit ihrer klassischen Note wieder einmal unter
Beweis, dass man nicht rasend Konventionen zerstören und den
musikalischen Troublemaker markieren muss, um progressiven Hip Hop
inklusive eines frischen Brieschens zu machen. In der nicht abgehobenen
Welt von Dark Time Sunshine geht es schließlich auch gar nicht um die
Missachtung der Regeln und Normen, sondern um einen verständigen
Rückwärtsblick, mit dem man das Alte pflegt, sich gleichzeitig jedoch
auch um zusätzliche Komponenten kümmert und Ausschau nach trendigen
Modeerscheinungen hält. Auf die Vermischung des Klassischen mit dem Psychedelischen Bezug
nehmend, ist es deshalb voll und ganz vertretbar, die Musik der beiden
Member als Boom Bap auf Drogen zu kennzeichnen. Dass die bisherigen
Auswürfe lyrisch und beattechnisch so enorm qualitativ ausgefallen sind,
bewahrte sie letztlich auch vor den doofen "Sie möchten es doch allen
nur recht machen"-Spekulationen. "ANX" bedient zwar Pop-Geschmäcker en
masse, schafft es aber, genug Seelisches unter der Oberfläche zu
platzieren, seien es die Details in den Instrumentals oder Onry Ozzborns
Texte, welche sicherlich nicht zu den gewöhnlichsten gehören und sich
vielleicht nicht dazu eignen, in bester Feierabendstimmung in der Kneipe
zitiert zu werden, die aber doch verdammt langlebig sind.
Dark Time Sunshine - ANX
2012
Label: Fake Four Inc.
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