Samstag, 15. Juni 2013

ANX

Der durchschnittliche und mit Inbrunst bei der Sache tätige Dark Time Sunshine Hörer muss wohl ein unheimlich glücklicher Mensch sein, schließlich sind ihm größere Enttäuschungen hinsichtlich der seit 2009 veröffentlichenden Emcee-Producer-Kombo noch nicht widerfahren, weshalb nur der ein oder andere passionierte Brummbär in einem oder mehreren der bisherigen vier Releases große Mängel ausmachen dürfte. Stattdessen kullern beim Zuhören von "ANX" doch vielmehr Freudentränen die Wangen herunter, als würde man das eigene Kind beim ersten freiwilligen Marsch aufs Töpfchen beobachten. Wie die Vorgänger ist auch der neueste Versuch der Gruppe aufregend, relativ frei von kalkulierten Klangschablonen und vor allen Dingen abwechslungsreich, was das Zeug hält. In gewisser Hinsicht stellen die in alle erdenklichen Richtungen schwingenden Produktionen, welche mit tobenden wie charismatischen Synthies befeuchtet wurden, mit ihrer klassischen Note wieder einmal unter Beweis, dass man nicht rasend Konventionen zerstören und den musikalischen Troublemaker markieren muss, um progressiven Hip Hop inklusive eines frischen Brieschens zu machen. In der nicht abgehobenen Welt von Dark Time Sunshine geht es schließlich auch gar nicht um die Missachtung der Regeln und Normen, sondern um einen verständigen Rückwärtsblick, mit dem man das Alte pflegt, sich gleichzeitig jedoch auch um zusätzliche Komponenten kümmert und Ausschau nach trendigen Modeerscheinungen hält. Auf die Vermischung des Klassischen mit dem Psychedelischen Bezug nehmend, ist es deshalb voll und ganz vertretbar, die Musik der beiden Member als Boom Bap auf Drogen zu kennzeichnen. Dass die bisherigen Auswürfe lyrisch und beattechnisch so enorm qualitativ ausgefallen sind, bewahrte sie letztlich auch vor den doofen "Sie möchten es doch allen nur recht machen"-Spekulationen. "ANX" bedient zwar Pop-Geschmäcker en masse, schafft es aber, genug Seelisches unter der Oberfläche zu platzieren, seien es die Details in den Instrumentals oder Onry Ozzborns Texte, welche sicherlich nicht zu den gewöhnlichsten gehören und sich vielleicht nicht dazu eignen, in bester Feierabendstimmung in der Kneipe zitiert zu werden, die aber doch verdammt langlebig sind.

Dark Time Sunshine - ANX
2012
Label: Fake Four Inc.

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